Wir wählen den Vogel des Jahres 2021

Jede Stimme zählt! Mach mit unter www.vogeldesjahres.de

Seit 1971 küren die Naturschutzverbände LBV und NABU den „Vogel des Jahres“, um auf die Gefährdung der Arten und ihrer Lebensräume hinzuweisen. Zum 50. Jubiläum der Aktion können erstmals alle Bürger*innen Deutschlands den „Vogel des Jahres“ selbst wählen.

 

 

Vom 18. Januar bis zum 19. März besteht die Möglichkeit einem der verbliebenen 10 Kandidaten ihre Stimme geben. Wir haben ihnen hier nochmal einen kleinen Steckbrief zu jedem Finalisten erstellt um Sie bei ihrer Entscheidung zu unterstützen.  

Foto: Rosl Rössner
Foto: Rosl Rössner

Platz 1: Stadttaube

Woher kommen unsere Stadttauben eigentlich? 

Anders als Krähen, Möwen oder Elstern handelt es sich bei der Stadttauben nicht um urbane Wildvögel. Abstammend von der Felsentaube und hervorgegangen aus verwilderten Haustauben, gab es schon in der Antike erste Berichte von Stadttauben. 

 

Was sollte man von der Stadttaube wissen? 

Als ursprünglich domestizierte und gezielt dafür gezüchtete Art sind Stadttauben in der Lage bis zu 7-mal jährlich zu brüten, wobei jedoch nur 2 Eier pro Brut der Normalfall sind. 
Die Gerüchte, dass Stadttauben als "Ratten der Lüfte" überproportional viele Krankheiten übertragen, sind nicht wirklich belegbar und die Tatsache, dass viele Gebäude durch Taubenkot verschmutzt/beschädigt werden, hängt sehr stark mit der schlechten Futterqualität und der daraus resultierenden Konsistenz des Kots zusammen.

 Man kann außerdem oft Tauben mit verstümmelten Beinen oder fehlenden Krallen beobachten, was neueren Erkenntnissen zufolge mit dem winterlichen Übernachten auf Eisenrohren, Geländern etc. zusammenhängen dürfte. Tatsächlich frieren den Tauben die Gliedmaßen oft während des Schlafes ab.
Aufgrund der vielen verschiedenen Zuchtarten als Vorfahren, gibt es bei Stadttauben viele unterschiedliche Federkleider und Augenfarben zu bestaunen. Stadttaube ist also nicht gleich Stadttaube! Viele verschieden Zuchtarten sowie Hochzeitstauben und Brieftauben haben alle ihren Einfluss genommen. 

 

Sollte man Stadttauben schützen und wenn ja, wie? 

Ein tierschutzgerechtes Taubenmanagement mit Taubenschlägen und das Austauschen der Eier durch Gipseier darf hier erwähnt werden. Damit kann man die Belastung mit Taubenkot in bestimmten Gebieten minimieren und die Populationen regulieren, ohne auf grausame Methoden wie Eisenstacheln oder Vogelabwehrpasten zurückgreifen zu müssen.

Ein tolles Beispiel hierfür ist das Taubenmanagement an der Uni Regensburg:
http://www.regensburger-modell.de/

 


Foto: Rosl Rössner
Foto: Rosl Rössner

Platz 2: Rotkehlchen

Was sollte man über das Rotkehlchen wissen? 

Nur 12-14 cm groß und doch eine unserer bekanntesten Vogelarten. Wie der Name schon verrät sind Rotkehlchen an ihrem charakteristischen orange-roten Brustgefieder erkennbar und können in Parks, Wäldern oder auch in den heimischen Gärten beobachtet werden. 

Doch nicht sofort nach dem Schlüpfen sieht ein Rotkehlchen auch so aus wie wir es kennen! Erst mit fortschreitendem Alter färbt sich das Brustgefieder der Jungvögel von braun geschuppt hin  zum namensgebenden Farbton.

Interessant ist, dass, anders als bei den meisten anderen Singvogelarten, nicht nur die Männchen, sondern auch die Weibchen singen können. 

Schon 1992 konnte sich das Rotkehlchen einmal durchsetzen und wurde zum Vogel des Jahres gewählt.
 

Was macht das Rotkehlchen so schützenswert? 

Die Bestände sind zwar verhältnismäßig üppig und die Art somit als "nicht gefährdet" eingestuft, aber trotzdem ist der Schutz dieser Vogelart nicht verhandelbar. 
Intensive Landwirtschaft, Flurbereinigungen und die zunehmende Verbauung freier Flächen grenzt auch den Lebensraum des Rotkehlchens ein. Als eine Art, die sehr abhängig von einer bestimmten Struktur des Waldbodens ist, kann man an den Populationszahlen des Rotkehlchens auch das Waldsterben sichtbar machen. Was ihm auch den oben genannten Titel eingebracht hat.

 

 


Foto: Frank Derer
Foto: Frank Derer

Platz 3: Amsel

Was sollte man über die Amsel wissen? 

Man kennt sie aus jedem Garten und wer eine Amsel vor dem inneren Auge hat, denkt in der Regel an ein Männchen. Ganz in schwarz, mit gelben Augenringen und gelbem Schnabel präsentiert sich das Amselmännchen. Jungvögel und Weibchen sind mit ihrem braunen Federkleid etwas schlichter unterwegs.

Den Balzgesang der Amsel hat fast jeder schon einmal gehört. Sehr melodische Flötentöne, ein gelegentliches Trillern und hin und wieder ein kurzes Zwitschern, so wird dieser beschrieben. 

Da sie ursprünglich nur in dichten Wäldern vorkam und sich im Dämmerlicht zurechtfinden musste, verfügt die Amsel über ein, für Singvögel, überdurchschnittlich gutes Sehvermögen. 

Spektakulär sind auch die Kämpfe zwischen Männchen während der Balzzeit, bei denen mit oft akrobatischen Manövern um die Gunst der Weibchen konkurriert wird.

 

Was macht die Amsel so schützenswert?

Der aus Afrika importierte Usutu-Virus, führte seit 2010 zum sogenannten Amselsterben. Seit 2018 sind die Zahlen aber glücklicherweise wieder rückläufig. 
Ein weiterer Risikofaktor, speziell für in Wohnsiedlungen oder an Schnellstraßen lebende Amseln, ist das immer mehr werdende Verkehrsaufkommen, das jährliche eine große Zahl an Opfern fordert.

 


Foto: Marcus Bosch
Foto: Marcus Bosch

Platz 4: Feldlerche

 Was sollte man über die Feldlerche wissen?

Mit einem Federkleid in gesprenkelten Brauntönen und einem weißen Bauch ist die Feldlerche gut an ihren Lebensraum angepasst. Auffällig ist nur die Federhaube auf dem Kopf der Männchen, die angelegt oder aufgestellt werden kann. 
Wenn die Feldlerche etwas auszeichnet, dann auf jeden Fall ihre außergewöhnliche Kondition! Ihren Gesang trägt sie meist ,mitten im Flug vor. Und ist man meistens nur einzelne Vogelrufe gewöhnt, so zieht sich der Gesang der Feldlerche über mehrere Minuten hinweg. 

Was macht die Feldlerche so schützenswert?

Immer noch als typischer Feldvogel bekannt, darf man vor der Bestandsentwicklung der letzten Jahrzehnte nicht die Augen verschließen. Unsere Feldlerchen sind gefährdet! Seit den 1980ern hat sich der Bestand halbiert und die Art ist mittlerweile dementsprechend auch offiziell als bedroht angesehen. 

 Heimisch in unserer Agrarlandschaft sind die intensive Landwirtschaft und das Verschwinden von Randstreifen und Blühflächen die größte Gefahr für diesen Kandidaten. Immer weniger Lebensraum und keine Nistmöglichkeiten sind der Hauptgrund für den Rückgang der Bestandszahlen und dieser Trend muss dringend gestoppt werden!


Foto: Heinz Tuschl
Foto: Heinz Tuschl

Platz 5: Goldregenpfeifer

 Was sollte man über den Goldregenpfeifer wissen?

Den Namen bekommt diese Art von ihrem tollen Prachtkleid. Der golden, weiß und schwarz gesprenkelte Rücken ist sehr auffallend und lässt keine Verwechslungen zu. 
Goldregenpfeifer sind meist Kurz- und Mittelstreckenzieher und können im Frühjahr und Herbst an der Nord- und Ostseeküste beobachtet werden. 
Er bevorzugt einen feuchten Untergrund weshalb Nasswiesen, Moore und Küstengebiete zu seinem Lebensraum zählen. Dort sucht er nach Nahrung und pickt diese geschickt mit seinem Schnabel aus ihren Verstecken.

Was macht den Goldregenpfeifer so schützenswert?

Wem sein tolles Federkleid noch nicht reicht, wird schnell feststellen, dass mit seinem Lebensraum schon das erste große Problem nicht zu übersehen ist. Die Trockenlegung von Moorflächen und die Klimaerwärmung haben nahezu jeglichen Lebensraum des Goldregenpfeifers zerstört. Deshalb ist es sehr schlimm, aber leider nicht verwunderlich, dass es in Deutschland quasi keine Brutpaare mehr gibt und die Art somit als nahezu ausgestorben in Deutschland gilt. Und auch in anderen Ländern wie Großbritannien oder generell Nordeuropa  gehen die Bestandszahlen jährlich massiv zurück, weshalb der Schutz dieser Art extrem dringlich und umso wichtiger ist.

 


Foto: Max Kugler
Foto: Max Kugler

Platz 6: Blaumeise

Was sollte man über die Blaumeise wissen? 

Der blaue Scheitel, die blauen Flügel und die blauen Schwanzflügel geben der Blaumeise in Kombination mit der gelben Brust ein ganz charakteristisches Aussehen. 

Als sehr häufig vorkommende Gattung mit einem sehr weit verbreiteten Lebensraum ist dieser Vogel jedem von uns ein Begriff.

Mit dem Gewicht einer 20-Cent Münze ist die Blaumeise in der Lage auch an den kleinsten Ästen teilweise sogar kopfüber zu turnen. 

 

Was macht die Blaumeise so schützenswert?

Gerade im Frühjahr 2020 machte das Bakterium Suttonella ornithocola auf sich aufmerksam. Es verursacht eine Lungenentzündung bei angesteckten Meisen und war maßgeblich daran beteiligt, dass man heuer von einem regelrechten Blaumeisensterben sprechen musste.
Außerdem sind Blaumeisen ein wichtiger Bestandteil der Nahrungskette und dem damit verbunden Gleichgewicht in unserer Natur. 
Und jeder der schon mal die Möglichkeit hatte diese kleinen, putzigen und manchmal auch frechen Besucher unserer Gärten zu beobachten, wird bestätigen, dass manchmal auch reine Sympathie schon ein guter Grund zum Schutz einer Art sein kann. 


Foto: Christoph Bosch
Foto: Christoph Bosch

Platz 7: Eisvogel

Was sollte man über den Eisvogel wissen?

Definitiv ein Hingucker unter den verbliebenen Kandidaten! Sein schillerndes blau-oranges Gefieder machen ihn zu einem der auffälligsten Bewohner unser Bäche und Seen.

Der Eisvogel ernährt sich fast ausschließlich von Fischen, Kaulquappen und Insekten. Auf diese wartet er oft auf überhängenden Ästen von denen aus er sich pfeilschnell ins Wasser stürzt und zuschlägt.

Gebrütet wird vom Eisvogel in bis zu 1m langen Bruthöhlen die er in Steilwände gräbt und darin 6 bis 8 kleine, weiße Eier legt.

Wie man an der Homepage schon erkennen kann ist der Eisvogel das Logo des LBV und als Vogel des Jahres 1973 und 2009 auch kein Unbekannter bei diesem Wettbewerb.

 

Was macht den Eisvogel so schützenswert?

Damit ein Eisvogel brüten kann braucht er Steilwände für die Bruthöhle und eine gute Wasserqualität für ein ausreichendes Nahrungsangebot. Durch Gewässerverschmutzung, Flussbegradigungen und die Gewässerverbauung im Allgemeinen werden passende Lebensräume für den Eisvogel immer weniger. 
Renaturierungsmaßnahmen und der Erhalt geeigneter Lebensräume sind daher für den Schutz unseres Kandidaten!

 


Foto: Max Kugler
Foto: Max Kugler

Platz 8: Haussperling

Was sollte man über den Haussperling wissen?

Der Haussperling ist schon lange einer unser engsten Nachbarn. Umgangssprachlich auch Spatz genannt, findet man ihn in so gut wie jedem Garten in größerer Zahl.

Hauptsächlich ernährt sich der Haussperling von Körnern und Samen, Jungvögel bekommen tierische Nahrung wie Insekten, Larven etc. 

Wenn das Futterangebot knapp ist, weichen Spatzen auch auf Knospen, Brotkrümel oder ähnliches aus.

Den typischen "tschilp"-Ruf kennt fast jeder, schließlich pfeifen ihn die Spatzen ja von den Dächern! 

Was macht den Haussperling so schützenswert?

Die Populationszahlen der Haussperlinge gehen immer mehr zurück und dies hat verschiedene Ursachen.

Die Versiegelung von Flächen, immer weniger offene Nutztierhaltung, der übermäßige Einsatz von Pestiziden sowie immer effektivere Erntemaschinen, lassen das Nahrungsangebot für den Haussperling stetig schrumpfen. Weder Körner und Samen für die erwachsenen Vögel noch genügend tierische Nahrung für die Jungvögel ist in vielen Gegenden nicht mehr verfügbar und dies wirkt sich auf die Nachkommen und Bestände merklich aus.


Foto: Frank Derer
Foto: Frank Derer

Platz 9: Kiebitz

Was sollte man über den Kiebitz wissen?

Sein Gefieder glänzt im Licht metallisch grün oder violett. Zudem sind die Federholle auf dem Kopf und die breiten gerundeten Flügel auffallend. 

Männchen bauen Scheinnester um Weibchen von ihren vermeintlichen Nestbauqualitäten zu überzeugen.

Besonders aufregend zu beobachten sind die waghalsigen Flugmanöver der Kiebitze während der Brutzeit.

Sie nisten in Bodenmulden, die von kurzer Vegetation umgeben sind und legen dort ihre Eier ab. 

Ihren Namen verdanken sie ihrem charakteristischen Ruf, der sich oft wie "kie-wit“ als Kontaktlaut und „chä-chuit“ sowie „wit-wit-wit-wit“ anhört.

 

Was macht den Kiebitz so schützenswert? 

Ursprünglich bewohnte der Kiebitz bevorzugt Moorflächen und Feuchtwiesen, da diese jedoch schon fast vollständig verschwunden sind, musste der Kiebitz auf Agrarflächen ausweichen. Diese Umstellung war schon extrem, aber die fortlaufende Entwässerung, die frühzeitige Mahd und schnell wachsende Kulturen auf den Äckern machen es dem Kiebitz immer schwerer möglich noch passende Wiesen- und Ackerflächen zu finden.
Ein Rückgang der Artbestände seit 1980 um 93% sagt eigentlich schon alles über die katastrophalen Umstände aus. Den Kiebitz vor dem Aussterben retten und nachhaltige Landwirtschaft verstärkt zu fördern hängt ganz eng zusammen und benötigt jegliche Hilfe, die man bieten kann.


Foto: Ralph Sturm
Foto: Ralph Sturm

Platz 10: Rauchschwalbe

Was sollte man über die Rauchschwalbe wissen? 

Markant ist ihr oranges Gesicht, das blauschwarz glänzende Gefieder, ihr weißer Bauch und der gegabelte Schwanz mit den langen Spießen. 

Rauchschwalben ernähren sich fast ausschließlich von fliegenden Insekten und Fliegen, die sie in der Luft erbeuten.  

Oft wird das Wetter schlecht, wenn die Schwalben sehr tief fliegen. Das liegt daran, dass die Insekten durch Tiefdruckgebiete Richtung Boden gedrückt werden und die Schwalben ihnen folgen. Aus diesem Grund hat sich dieses Sprichwort schon sehr lange Zeit bewährt.

Sie brüten in Schlammnestern, die sie gern an Höhleneingängen oder ähnlichen Strukturen bauen, weshalb man sie oft in Ställen, verwinkelten Gebäuden oder Scheunen findet. 

Als Zugvogel brechen sie jährlich in großen Schwärmen ab August in ihre Überwinterungsgebiete in Afrika auf.

 

Was macht die Mehlschwalbe so schützenswert?

Mittlerweile wird die Rauchschwalbe auf der Vorwarnliste für gefährdete Tierarten geführt. Sie gilt in Deutschland mit 480.000 - 920.000 Brutpaaren als gefährdet. Gründe für rückläufige Bestände sind die illegale Zerstörung von Nestern, ausbleibende Nistmöglichkeiten durch die moderne Architektur sowie Vergrämungsmaßnahmen an Häusern, geschlossene Viehställe und der allgemeine Insektenschwund.