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Der LBV hat mit hunderten von Freundinnen und Freunden der freifließenden Donau den bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer auf seiner Donaureise begleitet.
Es sei ein Punktsieg der Naturschützer gewesen, hieß es im Radio. Während Lobyisten und Fachleute auf dem Schiff mit den Politikern über die Ergebnisse der EU studie diskutierten, erwarteten engagierte Donauschützer die Delegation am Schiffsanleger in Niederalteich. Seehofer wollte sich auf der Fahrt von Straubing nach Vilshofen über die Varianten zum Donauausbau informieren.Ungefähr un den Jahreswechsel will sich die Staatsregierung dann entscheiden, ob sie die Donau mit einer Staustufe (Variante C280) oder mit flussbaulichen Mitteln (Variante A) ausbauen will.
Gute Gründe für das Strömende
Gemeindsam mit dem LBV demonstrierten viele besorgte Gruppen für den letzten 70 km langen staustufenlosen Donauabschnitt in Deutschland: Niederalteicher Kinder und Eltern wollen auch weiterhin an den Kiesstränden in der Donau baden, Kanufahrer auf dem letzten noch fließenden Donauabschnitt in Deutschland paddeln. Das Eine-Welt-Forum Ostbayern tritt weltweit für Ressourcenschutz ein, der Bauernverband fürchtet den Flächenverbrauch, das Handwerk braucht einen sicheren Hochwaserschutz und keine Staustufe, der ökumenische Gebetskreis mahnte zum verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung und die Fischer fürchten um den artenreichen Fischbestand, falls eine Staustufe gebaut würde. In ihren Redebeiträgen appellierten die engagierten Bürger an die Staatsregierung, die Donau weiterhin fließen zu lassen, die Biodiversität und das Strömende als ihre geistige und spirituelle Heimat zu erhalten.
Stellvertretend, für alle, die nicht dabei sein konnten, ließen die Donauschützer Luftballons mit ihrer Botschaft in den Himmel steigen.
Die Donau braucht kein Vitamin C! Mit einer eindrucksvollen Menschenkette haben rund 350 Freundinnen und Freunde der Donau in Deggendorf für ihre Donau zwischen Straubing und Vilshofen ohne Staustufen und Dichtwände demonstriert. In einer lebendigen Szene zeigten Aktivisten, was passiert, wenn die RMD an der Donau herumdoktert. In herzlicher Stimmung, mit viel Optimismus und guter Laune antworteten die Demonstranten so auf eine Propaganda-Veranstaltung des Ost-West-Wirtschafts-Clubs an der Hochschule Deggendorf HDU. Der OWWC forderte „Vitamin C für die Donau“ und meinte damit, dass der Donau mit einer Staustufe, der Ausbauvariante C280, geholfen und ihre Ökologie verbessert werden könne. Tatsache ist, dass das Fluss-Aue-System durch Staustufen und Dichtwände, wie sie die Variante C280 vorsieht, schweren Schaden nimmt. Diese haarsträubende Verdrehung der Tatsachen durch Staustufenfans zeigte, dass die Entscheidung, ob die Donau mit oder ohne Staustufe ausgebaut werden soll, ohne Sachargumente und auf politischer Ebene gefällt wird. Umso wichtiger war die Botschaft des LBV und der Umweltverbände der Monitoringgruppe, Bund Naturschutz in Bayern e.V., Landesfischereiverband und Bürgeraktion Vilshofen und vieler engagierter Bürgerinnen und Bürger: Hände weg von unserer Donau, keine Doktorspiele am lebendigen Fluss!
Es ist wie wenn die Flüsse und ihre Auen tief Atem holen würden. Die Kiesbänke liegen frei, in die Ritzen dringt Luft ein, so wird das das Kieslückensystem gereinigt und steht, wenn das Wasser wieder steigt, als Brutplatz für die kieslaichenden Fische und vielen Insekten und deren Larven zur Verfügung. Altwässer fallen trocken, es entsteht zu genau der richtigen Zeit ein außergewöhnlich reiches Biotop. Grau- und Silberreiher besuchen die letzten Wasserlachen und fangen ohne viel Mühe die Fische, die den Anschluss an das Wasser verpasst haben. Watvögel wie Flussuferläufer, Bruchwasserläufer, Rotschenkel oder Kampfläufer finden auf ihrem Zug in das afrikanische Winterquartier hier auf der Rast einen reich gedeckten Tisch.
Und es geschieht ein kleines Wunder. Jahre lang musste der Samen der Schlammlinge warten. In diesem Jahr haben sie wieder eine Chance. Innerhalb weniger Tage keimt er, breitet seine spatelförmigen Blätter aus, bildet winzige Weiße Blüten, wird befruchtet, und samt sich aus. Der Schlammling wird auf der roten Liste Bayern als gefährdet eingestuft, die freifließende Donau ist für ihn ein wichtiger Rückzugsraum. Wissenschaftler können von dieser unscheinbaren Pflanze lernen, wie Samen jahrelang keimfähig bleiben und nach welchen Gesetzmäßigkeiten sie dann austreiben.
An der Öberauer Schleife bei der Staustufe Straubing sollen jetzt für 300 000 € Rohrleitungen eingebaut werden, damit das Wasser so weit abgepumpt werden kann, dass dort Schlammlinge wieder blühen können. Hier bekommen wir diese Dienstleistung von der Donau noch geschenkt, und die Watvögel ihren nahrhaften Rastplatz.
Unter dem Strich profitieren alle von der natürlichen Dynamik der Donau. Die Lebensqualität der Anwohner und Besucher steigt durch den naturnahen Fluss mit seiner Artenvielfalt. Ein durchlässiges Fluss-Auesystem bildet auch ein riesiges Ausgleichsbecken. Bei Hochwasser nimmt die Au viel Wasser auf, in den gestauten Bereichen wird es einfach nur flussabwärts geschickt. Und bei Trockenheit fließt das Wasser aus der Au gereinigt und mit Sauerstoff angereichert zurück in den Fluss. Und für die Land- und Forstwirtschaft sowie die Trinkwasserversorgung sorge das Auf- und Ab des Wasserstands dafür, dass Mineralstoffe und Spurenelemente genau in der richtigen Konzentration im Wasser sind. Unter Luftabschluss werden viele Verbindungen Wasserlöslich, bei Luftzutritt setzten sie sich an den Bodenpartikeln fest. Gemeinden, die ihr Wasser aus Tiefbrunnen schöpfen, müssen es aufwändig von Eisen und Mangan reinigen.
Der Preis für die Wasserkraft ist höher, als es sich auf den ersten Blick vermuten lässt. Die bayerische Staatsregierung will im Zuge der Energiewende 14% mehr Strom aus Wasserkraft gewinnen. Nach 120 Jahren Erfahrung mit Wasserkraftwerken zeigt sich, dass die Natur und die Gesellschaft einen hohen Preis für diese Art der Energiegewinnung bezahlen. Querbauwerke verhindern, dass die Fische ihre Teillebensräume erreichen. Ohne künstlichen Besatz könnten viele Fischarten in den Flüssen nicht überleben. Stau und Ausleitung verändern die Lebensbedingungen in den Flüssen. Ausleitungsstrecken trocknen aus, aus reich strukturierten Bächen und Flüssen werden eintönige Stauseen, dynamische Auen werden zu monotonen Wäldern oder intensiv genutzten Feldern. Unterhalb der Stauwehre fehlt das Geschiebe, die Flusssohle tieft sich ein, das Grundwasser sinkt, die Auenlebensräume und Laichplätze werden vom Flusslebensraum getrennt. Im Oberwasser lagert sich Faulschlamm ab. Hier entstehen Methan und Lachgas, höchst klimaschädliche Gase. Deswegen fordern die Umweltverbände: Wir müssen Intakte Flusslandschaften als kulturelle und natürliche Lebensadern für nachfolgende Generationen wiederherstellen und erhalten. Das ist unsere nachhaltige und zukunftsträchtige Aufgabe und gesetzlich vorgeschrieben.
Bürger wollen kraftvolles Rauschen und Strömen der freifließenden Donau
In Niederalteich haben Mitglieder von Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV), Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN), dem Landesfischereiverband, von Greenpeace, dem Verkehrsclub Deutschland, dem bayerischen Kanuverband und zahlreichen anderen Vereinen und Verbänden auf dem gemeinsamen Vatertagsfest mit der Spielvereinigung Niederalteich das Fest an der Donau gefeiert. In zahlreichen Ständen konnten sich die Besucher informieren, für Kinder standen Bastelangebote bereit und auf kurzen Exkursionen informierten Naturexperten über die Schätze an der freifließenden Donau Für das leibliche Wohl sorgte die Spielvereinigung Niederalteich in bewährter Weise.
„Es ist ein schönes Bild, wenn man sieht, dass sich 1000 Menschen vor die Donau stellen“, begrüßte Georg Kestel, BN-Kreisgruppenvorsitzende die Zuhörer der traditionellen Kundgebung zum Schutze der Donau am Donauufer. Viele von ihnen waren mit dem Fahrrad, dem Ruderboot oder dem Kanu nach Niederalteich gekommen.
„Es ist wie in der Geschichte von Hase und Igel“, sagte Dr. Christian Stierstorfer, der LBV-Donaubeauftragte. „Wir sind schon da“. Immer wenn Bundesverkehrsministerium und RMD Hirngespinste verbrieten, sind die Donauschützer da, um falsche Behauptungen, etwa, dass Staustufen die ökologische Qualität eines Flusses verbessern können oder, dass Staustufen die Autobahnen entlasten, als Ammenmärchen zu entlarven. „Wir wollen das kraftvolle Rauschen und Strömen eines Flusses und keinen stinkende Stausee, über dem Flugzeuge Granulate zur Zuckmückenbekämpfung abwerfen müssen.“
Gerade weil Bayern im Rahmen der europäischen Donaustrategie Projektverantwortung für die ökologische Entwicklung des Donauraums übernommen hat, habe die Fließstrecke zwischen Straubing und Vilshofen mit seiner überregional bedeutsamen Artenvielfalt Signalwirkung für den gesamten Donauraum, betonte Stierstorfer. „Wo sollen denn die Zugvögel, die Bewohner der Auwälder, Kiesbänke und Schlammlingsfluren denn hin, wenn hier alles überstaut ist?“ fragte er.
„Können wir denn Verkehrsprobleme lösen, in dem wir immer mehr Verkehr erzeugen?“ fragte Michael Ziesak vom Verkehrsclub Deutschland. „Müssen wir denn Umwelt zerstören, um Umwelt zu schützen?“, fragte er angesichts der Staustufenpläne.
Natürlich habe die Binnenschifffahrt eine wichtige Funktion im Verkehrsgewebe, aber sie habe auch Defizite, die auch durch Staustufen nicht ausgleichbar seien. Sie sei nicht flächendeckend, sie werde niemals die Straßen entlasten können. Und für den Containerverkehr fehle es nicht an der Wassertiefe, sondern an der Durchfahrtshöhe der Brücken am Main-Donau-Kanal. „Wenn die Menschheit überleben will, braucht sie ein Umdenken zu umweltverträglicher Mobilität und mehr Klimasachutz und Schutz der Biodiversität!“, so Ziesak
Prof. Dr. Hubert Weiger, der Vorsitzende von BN und dem deutschlandweiten Bund für Umwelt und Naturschutz BUND ging mit der Rolle der RMD und der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung bei den laufenden Untersuchungen zum Donauausbau ins Gericht. „Obwohl der Bundestag 2002 beschlossen hat, kein Geld mehr für Staustufen an der Donau bereit zustellen, bezahlt der Bund die Hälfte der 33 Millionen Euro, die die Vorbereitung zum Planfeststellungsverfahren für die Staustufenvariante C280 kostet“, schimpfte er. Die RMD heble den Bundestagsbeschluss aus, das sei undemokratisch.
Gerade für so große und wichtige Verfahren forderte Weiger Ombutsleute, die den Entscheidungsprozess begleiten. Es könne nicht angehen, dass in dieser wichtige Aufgabe die Naturschutzverbände die auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen seien, gegen 33 Millionen aus der Staatskasse antreten müssen.
Damit die Demokratie wieder funktioniere brauche es geänderte Verfahren mit viel mehr Mitwirkungsmöglichkeiten der Bevölkerung. Oft seien die Vorschläge der Verbände nicht nur besser, sondern auch wesentlich preiswerter, das helfe dem Staat beim sparen.
Auch beim Donauausbau gehe es nicht um die Schifffahrt, sondern und die Gewinne derer, die am Bau verdienen.
Weiger ist die Perspektive des niederbayerischen Donauraums in die Liste der UNESCO- Weltnatur und -kulturerbestätten aufgenommen zu werden ein Zeichen des Aufbruchs.
Als Schirmherr der Donau freute sich Altabt Emanuel Jungclaussen, über die Freude und die Ausdauer der Donauschützer. „Weitermachen, es lohnt sich für eine gute Sache zu kämpfen“, sagte er. Die Ausdauer werde sicherlich von Erfolg gekrönt sein, zeigte er sich optimistisch.
Die unterstützenden Vereine: ADFC Bayern e.V., Kreisverband Regensburg, Aktionsgemeinschaft Lebendige Flüsse Regensburg, Bayerischer Kanu-Verband e.V., Bürgeraktion „Rettet die Donau“ e.V., Bürgerforum Umwelt e.V., Vilshofen, Deutscher Kanu-Verband e.V., Donau-Naab-Regen-Allianz (DoNaReA), Freundinnen der Donau, Greenpeace Deggendorf, Jugendorganisation Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V., Landesfischereiverband Bayern e.V., NaturFreunde Deutschlands, Landesverband Bayern e.V., Naturschutzjugend im LBV, Ökumenischer Aktionskreis „Lebendige Donau“, Verkehrsclub Deutschland, Landesverband Bayern e.V., Waldkindergarten Bernried, Weltläden im Landkreis Deggendorf, Zivilcourage Deggendorf
Kestel konnte folgende Politiker an der Donau begrüßen:
MdB Florian Pronold (SPD), MdB Horst Meierhofer (FDP), MdB Toni Hofreiter (Bündnis 90/ Die Grünen), MdB Eva Bullig-Schröter (Die Llinke), die ehemalige MdB und Donaukämpferin Bruni Irber, MdL Bernhard Roos (SPD), MdL Reinhold Perlak (SPD), MdL Eike Hallitzky (Grüne), Bernhard Suttner (ÖDP) sowie zahlreiche Gemeinde-, Stadt-, Kreis- und Bezirksräte.
Stau im Informationsfluss - Kommunalpolitiker kritisieren Informationspolitik der RMD bei Untersuchungen zum Donauausbau
Die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung und die Rhein-Main-Donau-Wasserstraßen GmbH (RMD) informieren die vom Donauausbau betroffenen Städte und Gemeinden nicht über die Zwischenergebnisse der variantenübergreifenden Untersuchungen zum Donauausbau.
Das haben haben Kommunalpolitiker von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, ÖDP, Freien Wählern und FDP auf dem Fest an der Donau in Niederalteich auf einer Podiumsdiskussion unter der Moderation von Peter Dermühl kritisiert. Lediglich Bürgermeister Jürgen Roith aus Winzer (CSU) sah es als selbstverständlich an, dass die Kommunalpolitiker selber recherchieren müssen. „Wenn die Mitglieder der Monitoringgruppe und die Kollegen beklagen, dass sie keine Informationen bekommen, kann es auch sein, dass die Untersuchungen nicht das ergeben, was sie gerne hören wollen“, vermutete er. Roith war der einzige Kommunalpolitiker, der sich bereit erklärt hatte, als CSU-Mitglied zu dem auch in seiner Partei umstrittenen Thema Stellung zu nehmen.
Normalerweise sei es üblich, dass es zu großen und umstrittenen Projekten Informationsveranstaltungen gebe, konterten Willi Wagenpfeil, Bürgermeister von Hofkirchen (SPD), Dr. Georg Meiski, Stadtrat in Deggendorf (Freie Wähler), Josef Rosner, Kreisrat im Landkreis Deggendorf (Bündnis 90/Die Grünen), sowie Maria Stauber (ÖDP) und Franz Prockl (FDP), Stadträte in Straubing und Georg Kestel, der Vorsitzende der Kreisgruppe Deggendorf vom Bund Naturschutz in Bayern e.V. (BN) und Mitglied der achtköpfigen Monitoringgruppe, die die Untersuchungen kommentierend beobachtet.
„Wir haben bereits im Raumordnungsverfahren kritisiert, dass in Deggendorf keinerlei Untersuchungen zu Veränderungen des Grundwassers geplant sind“, nannte Meiski ein Defizit der Untersuchungen. Seit dem Bau der Tiefgaragen und den Problemen an der Grabkirche wissen die Deggendorfer, dass ihre Stadt auf Veränderungen des Grundwasserflusses sensibel und überraschend reagiert. „Auf unsere Stellungnahme haben wir keine Antwort erhalten“, sagte er.
„Immerhin wird mit den Untersuchungen das Planfeststellungsverfahren vorbereitet“, wies Kestel auf den Stellenwert der Untersuchungen und Planungen, die 33 Millionen Euro kosten werden, hin. Und wenn die Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren erst erstellt sind, können Betroffene lediglich Stellung nehmen, aber grundlegende Defizite lassen sich nicht mehr ausgleichen. Beispielsweise verwende die RMD ein statisches Grundwassermodell, das den dynamischen Verhältnissen in der Flussaue in keiner Weise gerecht werde und auch nicht dem aktuellen Wissensstand entspricht.
Der Löwenanteil der Gelder fließt in die technische Planung der Ausbauvarianten „C 280“ mit einer Staustufe bei Aicha und „A“ mit Einbauten in das Flussbett. Da werde die Staustufenlösung weichgezeichnet und bei der Variante A unnötig viel Beton und Steinschüttungen eingeplant. Denn im Grunde funktioniert die Donau so wie sie ist, als Wasserstraße gut. Streckensperrungen durch Schleusenreperaturen, Hochwasser und Eis sind durch Staustufen bedingt.
Einig waren sich die Politiker, dass sich für den Donauraum durch den Status als Weltkultur- und Naturerbe am ungestauten Fluss viel mehr Entwicklungsmöglichkeiten ergeben, als durch weitere Staustufen. „Die Entwicklung der Häfen hängt nicht davon ab, wieviele Staustufen in der Donau sind, sondern, welche Firmen sich ansiedeln“, betonte Maria Stauber. Das zeige der Hafen Straubing Sand, der seinen Umschlag an Raps von 70 000 Tonnen im Jahre 2007 auf 165 000 Tonnen im Jahre 2010 steigern konnte, nicht weil einen Staustufe gebaut wurde, sondern weil die Ölmühle auf dem Hafengelände erfolgreich arbeite.
Europaparlamentarier in Regensburg
18.03.11: Am internationalen Aktionstag für die Flüsse haben MdEP Ismail Ertug und Vertreter deutscher und österreichischer Naturschutzverbände eine nachhaltige Strategie für die Zukunft der Donau gefordert. Die Diskussion im Rahmen der europäischen Donaustrategie sehe die Donau und ihre Nebenflüsse viel zu wenig als unverzichtbare Achse zum Erhalt der Artenvielfalt und ihrer natürlichen Lebensräume, und unterschätze die Leistungen eines intakten Fluss-Aue-Systems für Bodenfruchtbarkeit, Klima und Hochwasserschutz. Anscheinend sehe man vor allem die Potentiale der Flüsse als Wasserstraßen und zur Energiegewinnung. Die bestehende Umweltgesetzgebung, sowie die europäische Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, ebenso die europäische Wasserrahmenrichtlinie spielen offenbar nur untergeordnete Rollen, ganz zu schweigen von den Zielen der deutschen und bayerischen Biodiversitätsstrategie. Bei einem weiteren Ausbau der Flüsse mit Staustufen werde gegen geltendes Recht verstoßen, ebenso bei den bestehenden Versäumnissen zur Schaffung der ökologischer Durchgängigkeit.
„Wenn wir jetzt nicht gegensteuern und allen den Wert ungestauter Flüsse bewusst machen, entsteht nicht wiedergutzumachender Schaden an der Donau und ihren Nebenflüssen“, warnten Gerhard Nagl vom Danube Enviromental Forum (DEF), Dr. Harald Kutzenberger, Generalsekretär der internationalen Arbeitsgemeinschaft Donauforschung (IAD), Dr. Christian Stierstorfer vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV), Sebastian Schönauer, Sprecher des Arbeitskreis Wasser des Bundes Naturschutz in Bayern e.V., Josef Paukner, Sprecher der Donau-Naab-Regen-Allianz und die Freundin der Donau Rosa Hirschenauer.
„Wir wehren uns dagegen, ein wertvolles Stück Natur für eine marginale Verbesserung der Donau als Wasserstraße zu opfern“, sagte MdEP Ismail Ertug mit Blick auf die Ausbaupläne der Donau zwischen Straubing und Vilshofen. Als ständiges Mitglied des Verkehrsausschusses im Europäische Parlament plädierte er dafür, bei der Gestaltung der europäischen Verkehrsnetze die Donau als ökologisches Rückgrat der Landschaft zu erhalten.
„Die freifließende Donau ist unsere Heimat“, sagte Rosa Hirschenauer. Und die wollen die Freundinnen der Donau nicht für Ziele hergeben, die sich auch ohne Staustufen erreichen lassen. Laut einer Umfrage des bayerischen Umweltministeriums sehen das 64 Prozent aller Niederbayern genau so.
150 Fachleute sehen akuten Handlungsbedarf
21.02.11: Die Donau-Naab-Regen-Allianz DONAREA, an der auch der LBV mitwirkt, beleuchtete in einer ganztägigen Veranstaltung die Probleme in und an der Donau und stellte Lösungsansätze vor. Das Interesse vonseiten Politik, Behörden, Verbänden und Fachleuten war überwältigend.
Die Veranstaltung „Perspektiven für die Donau“ am 18.2.2011 in Regensburg war mit ca. 70 Teilnehmern, v. a. aus der Fachwelt, gut, die Abendveranstaltung mit ca. 150 sogar sehr gut besucht. Im Workshop ging es v. a. um die Themen Auen, Durchgängigkeit und Habitatstrukturen für die Fischwelt. In der Abendveranstaltung spielte auch der umstrittene Donauausbau zwischen Straubing und Vilshofen eine wichtige Rolle. Der Regensburger Bundestagsabgeordnete Horst Meierhofer und der Amberger Europaabgeordnete Ismail Ertug positionierten sich klar für die freifließende Donau ohne weitere Staustufen. Der LBV-Vorsitzende Ludwig Sothmann unterstrich in seinem Redebeitrag, dass nur noch 10% unserer Fließgewässer als naturnah einzustufen wären. Den Fachreferaten des Vorsitzenden des BN, Prof. Weiger, und Matthias Scholten von der Bundesanstalt für Gewässerkunde folgte eine engagierte Diskussion, in der auch der der Präsident der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Süd, Detlef Aster, mehrmals das Wort ergriff und Fragen beantwortete. Er zeigte Verständnis für die dringende Notwendigkeit von Maßnahmen, warnte aber davor, bezüglich Wiederherstellung der Durchgängigkeit und ökologischen Verbesserung der Flusssysteme schnelle Schritte zu erwarten. Dass all diese Forderungen bis 2015 erfüllt sind, sei illusorisch.
Sowohl vom Workshop, als auch von der Abendveranstaltung ging eine klare Botschaft aus: Angesichts der massiven ökologischen Defizite in unseren Fließgewässern und deren Auen herrscht akuter Handlungsbedarf. Dies ergibt sich nicht nur aus fachlichen Gründen, sondern ist auch durch eine Vielzahl von Gesetzen und Richtlinien, z. B. der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie und der Natura-2000 Richtlinie, zwingend vorgeschrieben.
Die DONAREA ist ein Zusammenschluss von Vereinen und Bürgern aus der Region der drei genannten Flüsse, mit dem Ziel, gemeinsam für diese Fließgewässer und deren Zuflüsse einzutreten. Die DONAREA mit ihrer Vielfalt an zusammenwirkenden Gruppen ist mittlerweile bei Politikern und Behörden als fachlich kompetenter Partner respektiert und anerkannt. Mehr Informationen siehe auch im Internet unter www.donarea.de
Rhein-Main-Donau AG erstellt Gutachten und würde von Staustufen profitieren
20.10.10: LBV, BN, der Landesfischereiverband und regionale Initiativen haben große Bedenken, ob die seit ca. 1 Jahr laufende "variantenneutrale" Studie zum Ausbau der Donau zwischen Straubing und Vilshofen diesem Anspruch genügt. Vor allem die Rolle der RMD wird kritisiert: Die Rhein-Main-Donau AG/GmbH ist federführend bei der Erstellung der Studie beteiligt, zugleich aber größter Profiteur einer Staustufenlösung.
Der LBV setzt sich seit vielen Jahren dafür ein die freifließende Donau zwischen Straubing und Vilshofen zu erhalten. Und das hat gute Gründe:
Das niederbayerische Donautal ist aus Sicht des Naturschutzes von europäischer Bedeutung. Es ist nicht nur als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH) und als Vogelschutzgebiet (SPA) gemeldet. Hier findet man auch zahlrei-che Naturschutzgebiete, z.B. das Mündungsgebiet der Isar, den Staatshaufen und den Winzerer Letten.
Die Bedeutung des Gebietes ist vor allem durch die noch vorhandene Dynamik begründet. Durch enorme Wasserstandsschwankungen im Fluss wird die Aue regelmäßig überschwemmt. Auch die historische Aue, die mittlerweile durch einen Damm vom Fluss getrennt wurde, wird immer noch durch Qualmwasser und ab einem (15)30-jährigen Hochwasser mit Wasser gespeist. Dies hat zu einer Ausbildung von auetypischen Lebensräumen (Hart- und Weichholzauwälder, Altwässer unterschiedlichster Ausprägung, Auwiesen, Wechselwasserbereiche, Kies- und Schotterbänke im Fluss) geführt, die an diese spezielle Situation angepasst sind.
Regelmäßig auftretende Niedrigwasserereignisse führen zum Trockenfallen von Altwässern, sodass Schlick- und Schlammbänke freiliegen, die wichtige Nahrungs- und Rasthabitate für brütende und/oder rastende Vogelarten darstellen. Wechselwasserbereiche sind zudem Lebensraum hochgefährdeter Pflanzen und Pflanzengesellschaften.
Darüber hinaus ist die Donau durch eine große Strömungsdiversität charakterisiert, die für europaweit seltene Tierarten von herausragender Bedeutung ist. Raschfließende Abschnitte wechseln sich mit langsamer durchströmten Bereichen und Stillgewässer (Altarme) ab.
Der ausgeprägte Fließgewässercharakter der niederbayerischen Donau macht den Flussabschnitt zu einem der wichtigsten Überwinterungsgebiete in Kältewintern, da die Donau auch bei Extremniedrigtemperaturen eisfrei bleibt.
Diese Flusscharakteristika und die Tatsache, dass sie in Bayern nur noch an wenigen kurzen Flussabschnitten vorhanden sind, sind ausschlaggebend für den hohen naturschutzfachlichen Wert der niederbayerischen Donau.
Die Donau mit ihren Auen zwischen Straubing und Vilshofen stellt noch ein intaktes Fluss-Auen-Ökosystem dar.
Eingriffe, die das Ökosystem in seinen zentralen Funktionen schädigen oder gar zerstören, werden strikt abgelehnt. Sie widersprechen den Zielsetzungen europäischer Naturschutzrichtlinien und den Naturschutzgebietsverordnungen und laufen den Zielsetzungen des mit Millionenaufwand geförderten Naturschutzgroßprojektes „Mündungsgebiet der Isar“ entgegen.
Der LBV fordert deshalb: passt die Schiffe unserem Fluß an und nicht umgekehrt!
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